Jahrestagung 2025
Unter dem Motto „Zeit für Beteiligung“ fand die diesjährige Jahrestagung der Allianz Vielfältige Demokratie in Berlin statt. Dank der Partnerschaft mit dem Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) konnte die Allianz Vielfältige Demokratie ein spannendes Programm rund um die Themen Beteiligung und Zeit anbieten. In verschiedenen Workshops und Thementischen durften insgesamt über 140 Personen im BASE eine spannende Tagung verfolgen.

Nach einer kurzen Eröffnung durch den Direktor des Berlin Instituts für Partizipation, Jörg Sommer und den Präsidenten des BASE, Christian Kühn folgten die Keynotes der Panelgäste, Christian Kühn, Prof. Dr. Jutta Allmendinger, Prof. Dr. Gesine Schwan und Jörg Sommer und anschließend die Paneldiskussion.
Christian Kühn eröffnete mit der ersten Keynote. Er ist seit dem 15. Februar 2024 Präsident des BASE. Zuvor war er Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). In seiner Keynote hob er die zentrale Bedeutung der Bürgerbeteiligung im Prozess der Endlagersuche hervor. Er betonte, dass dieser Partizipationsprozess einer der längsten in Deutschland sein wird.
Im Anschluss sprach Prof. Dr. Jutta Allmendinger. Sie ist eine der bekanntesten deutschen Soziologinnen. Seit vielen Jahren sie zu den Themen Bildung, Arbeitsmarkt und soziale Ungleichheit – mit besonderem Schwerpunkt auf Geschlechtergerechtigkeit. Sie ist Professorin an der Berliner Humboldt-Universität und an der Freien Universität Berlin und war bis August 2024 Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin. In ihrer Keynote widmete sie sich, insbesondere den Auswirkungen mangelnder Teilhabe und sozialer Kohäsion. Sie kritisierte die geplanten Kürzungen in Projekten der politischen Teilhabe- und Demokratieförderung und forderte eine stärkere Unterstützung entsprechender Projekte.
Die dritte Keynote hielt Prof. Dr. Gesine Schwan. Gesine Schwan ist Politikwissenschaftlerin, Präsidentin der Berlin Governance Plattform und Vorsitzende der SPD Grundwertekommission. Sie war neun Jahre lang Präsidentin der Europa Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). In ihrer Keynote analysierte sie die vielfältigen Ursachen für den wachsenden Zuspruch zu rechtspopulistischen Parteien. Ein zentrales Problem sei das Gefühl vieler Menschen, das demokratische Versprechen auf gleiche Chancen, Würde, Selbstbestimmung und Freiheit werde nicht eingelöst. Um dem entgegenzuwirken, brauche es neue und glaubwürdige Erfahrungen mit funktionierender Demokratie. Als gelungene Beispiele führt sie die kommunalen Entwicklungsbeiräte an, die von der Berlin Governance Platform initiiert wurden.
Den Abschluss der Keynotes übernahm Jörg Sommer. Er beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Fragen des gesellschaftlichen Engagements. Er ist Direktor des Berlin Instituts für Partizipation und in dieser Rolle auch als Berater für Parlamente, Ministerien und Organisationen tätig. Er ist der Koordinator der Allianz Vielfältige Demokratie und seit 2023 der Vorsitzende des Fachverbands Bürgerbeteiligung. In seinem Vortrag sprach er davon, dass Beteiligungsprozesse fast immer auf einem Zeitstrahl und in meist klar strukturierten Abläufen, die nicht hinterfragt werden, festgehalten werden. Doch Beteiligung könne sich nicht immer in diesen Strukturen halten und nicht selten eskalieren Beteiligungsprozesse. Er betont, dass Rückschritte und Kurskorrekturen Teil eines lebendigen demokratischen Dialogs seien und es Bereitschaft braucht, Methoden und Formate zu hinterfragen.

In der anschließenden Diskussion mit Fragen aus dem Publikum sprachen die vier Panelgäste unter anderem über den Austausch zwischen den Generationen zu Methoden der politischen Partizipation und über die Frage, welche Aspekte bei Partizipationsprozessen weggelassen werden können, wenn die Zeit knapp ist. Dabei wurde festgestellt, dass in keinem Fall bei der Evaluierung der Ergebnisse mit den Beteiligten Zeit eingespart werden sollte. Zudem wurde betont, dass ein Konflikt nichts Negatives sei, sondern die Chance gemeinsam eine Lösung zu finden und somit Konsens herzustellen. Abschließend waren sich alle Gäste einig, dass die Freude der beteiligten Bürger*innen an den Veranstaltungen und auch der Humor zu den wichtigsten Bausteinen für einen gelungenen Partizipationsprozess gehören.
Arbeitsphase: Workshops und Thementische
Nach der spannenden Paneldiskussion beschäftigten sich alle Teilnehmenden in fünf Workshops mit verschiedenen Themen intensiver. Die Workshops waren eine Neuheit dieser Jahrestagung und ersetzten die zweite Thementischphase. Themen der Workshops waren die Regionalkonferenzen in der Endlagersuche, Lernende Verfahren, Künstliche Intelligenz in der Bürgerbeteiligung und Beteiligung bei der Deutschen Bahn. Nach einer kurzen Kaffeepause ging es für die Teilnehmer*innen in die nächste Arbeitsphase: die Thementische. Auch hier konnten wir ein breites Spektrum an Themen abbilden. Von Berliner Baumentscheid über aktuelle Forschungsergebnisse zur Beteiligungsbereitschaft bis hin zu Jugendbeteiligung in der Endlagersuche war alles dabei.
Die Ergebnisse der Thementische und Workshops können hier heruntergeladen werden:

Verleihung Medienpreis Vielfältige Demokratie
Als vorletzter Tagesordnungspunkt stand wie jedes Jahr die Verleihung des Medienpreis Vielfältige Demokratie an. Ein großes Dankeschön geht hierbei an Christian Kühn, den Direktor des BASE und Jörg Sommer, Direktor des Berlin Institut für Partizipation, für die Verleihung des Preises. Es wurden drei Finalist*innen ausgewählt und alle mit einem Preisgeld ausgezeichnet. Die Finalist*innen waren: Der Podcast “Sind Tiere die besseren Demokraten?” von Anneke Meyer und Lennart Pyritz, die Dokumentation “Bürgerbudgets – Wirkungsmächtiger Prozess oder Scheinbeteiligung?” von Jasmin Rohrig, Ylva Sommer und Frederic Hellmann und das Dossier “Wie geht’s?” von Christiane Langrock-Kögel.

Den Medienpreis gewann dieses Jahr die Dokumentation “Bürgerbudgets – Wirkungsmächtiger Prozess oder Scheinbeteiligung?” von Jasmin Rohrig, Ylva Sommer und Frederic Hellmann. Herzlichen Glückwunsch an das Team! Die Dokumentation betrachtet Bürgerbudgets als Instrument kommunaler Bürgerbeteiligung und geht der Frage nach, ob sie wirksame Partizipation ermöglichen oder lediglich symbolische Beteiligung darstellen. Anhand verschiedener Praxisbeispiele – darunter das „Queere Budget“ in Potsdam und den Strausberger Bürgerhaushaushalt – zeigt der Beitrag unterschiedliche Anwendungsformen von Bürgerbudgets auf. Dabei wird erläutert, wie diese Format funktionieren und welche Rolle sie bei der Förderung von Beteiligung und Mitgestaltung auf kommunaler Ebene spielen können. Am 02. Juni wird die Dokumentation auf Youtube veröffentlicht.
Kernfragen der Demokratie – Ein Quiz zwischen Kernspaltung und Konsens

Zum Abschluss des ersten Tages der Jahrestagung hatte der Gastgeber, das BASE, ein unterhaltsames Quiz rund um das Thema Atomenergie vorbereitet. Durch humorvolle Scherzfragen wurde nicht nur viel gelacht, sondern auch auf unterhaltsame Weise Wissenswertes über Atommüll, Atomkraft, Bürgerentscheide und sogar Comics vermittelt. Ein herzliches Dankeschön an das BASE für diesen gelungenen Ausklang des Tagesprogramms!
Arbeit der Allianz
Mit frischer Energie starteten die Mitglieder der Allianz in den zweiten Tag der Jahrestagung – zunächst in ihren jeweiligen Themenkreisen. In den Themenkreisen wurde das vergangene Jahr reflektiert und ein Blick auf kommende Projekte geworfen.
Im Anschluss versammelten sich alle Teilnehmenden zu einer großen Plenumsrunde. In einem engagierten, offenen und zum Teil sehr lebhaften Austausch wurde intensiv über die zukünftige Ausrichtung der Allianz Vielfältige Demokratie diskutiert.